Jörg Höfer Architekt
Freie Treppe
Die architektonische Arbeit ist die Summe übergreifender räumlicher Gedanken und kleiner örtlicher Gesten. Wenn man einen Raum entwirft, müssen Licht, Volumen, Verbindungen, Proportionen und die Materialpalette Berücksichtigung finden – aber auch Dinge, mit denen man täglich in Berührung kommt, die oft genutzt werden, mit denen man Kontakt hat, sind von Bedeutung: die Oberfläche eines Tisches, die Griffe von Möbeln . . . . . . .
Einige dieser Elemente sind für sich genommen von untergeordneter Relevanz – zusammen beeinflussen Sie jedoch die Atmosphäre eines Gebäudes in erheblichem Maße. Eine Handlung, die im Laufe eines Tages häufig wiederholt wird und der innerhalb des beschriebenen Ensembles mannigfaltiger Gesten eine herausragende Rolle zukommt, ist die Benutzung einer Treppe.
Die Treppe ist – nach Auffassung vieler Zimmerleute – „die Seele des Hauses“. In ihr spiegeln sich Auffassung und Anspruch von Bauherr, Architekt und Handwerker. Im vorliegenden Fall ergänzt sich die Filigranität des durch die Bauherrenschaft bevorzugten Materials Stahl mit dem Wunsch, einen luftig-leichten Zusammenhang zwischen den Geschossen herzustellen: Ein scheinbar rein nutzungsdeterminiertes Objekt wird zum Gegenstand von Sinnlichkeit, Identifikation sowie materieller, handwerklicher und visueller Raffinesse.