Jörg Höfer Architekt
Schirm Haus
Die Gemarkung 'Am Sauloch' befindet sich im Übergangsbereich der Westvororte Geras zum angrenzenden Stadtwald. Sie besitzt eine sehr bewegte Topografie und bietet in den Höhenlagen reizvolle Blicke über das Stadtgebiet hinweg in die anmutige thüringer Hügellandschaft. Das Baugrundstück ist an einem solchen Hang situiert und bietet mit seiner talseitigen Erschließung eine erstklassige Vorlage für einen Entwurf, der die beschriebenen Vorzüge der Hangoberseite rigoros ausnutzt.
Das Gebäude ist als Wohngebäude für eine Familie ausgelegt, die vertikale Gliederung dreiteilig: Auf der unteren Ebene - und damit auf der Ebene der Erschließungsstraße - befindet sich das tief in den Hang hineingeschobene Untergeschoss mit Carport und Technikbereich. Der mittlere, massive, aus dem Hang herausgeschobene Bereich des EG umfasst und schützt die Rückzugsräume der Familie. Der obere Bereich des Gebäudes ist als teilüberdachte Plattform konzipiert, die sowohl sämtliche Wohnbereiche als auch die angrenzenden Freiflächen kombiniert. Die Höhenlage dieser Plattform referenziert sich auf die höchste Grundstücksecke, sodass ein Maximum an Umgebungsblicken aus allen Bereichen ermöglicht wird.
Die freie, luftige, unbegrenzte Atmosphäre wird durch ein schirmartiges Dach aufrechterhalten. Jenes kommt der Plattform an keiner Stelle näher als 50cm. Dieses schwebende - aber schützende - Element erhält seine weitere Formgebung aus Aspekten des Schutzes vor Sonne und nachbarlichen Einblicken. Alle Ebenen sind sowohl über Innen- und Außentreppen als auch über einen Aufzug miteinander verwoben.
Das Freiflächenkonzept sieht eine Zonierung des Grundstücks vor: Die Straßenseite des Hauses dient als Ankunfts- und Verkehrsbereich. Der Fußweg und der parallel dazu situierte Fahrweg führen als flache Rampe zum Gebäude. Der Fußweg geht in eine breiter werdende Treppe über, die vorerst am Haupteingang im EG endet. Mit der Verbreiterung der Wegeführung geht eine Beruhigung des Bewegungsflusses einher. Dieses Thema wird im weiteren Verlauf nach dem Eingangspodest fortgesetzt und gesteigert, indem sowohl die Breite weiter zunimmt, als auch die Treppenstufen flacher werden - bis sie in eine seichte Rampe übergehen. Mit dieser Sequenz wird der Zugang in den Freiraum hinter dem Gebäude atmosphärisch vorbereitet - in eine sich (aus-) dehnende Fläche der Entspannung und des Rückzugs.
Ein Erweiterungsarm des Daches, welcher sich arkadenartig vom Hauptgebäude aus um den Freibereich herum bis zum Freisitz auf dem Gartenhäuschen erstreckt, stärkt den Rückzugs- und Abgeschlossenheitscharakter und erzeugt verschattete Bereiche im Außenraum. Zentrum dieses Außenraums ist ein Pool, welcher gleichzeitig die Funktion einer Stützmauer zur oben beschrieben Zuwegung übernimmt. Der Großteil dieses Außenraums fungiert gemeinsam mit der westlichen Terrasse als Erweiterungsbereich für die Wohnfunktionen im DG und bildet gemeinsam mit diesen die beschriebene Plattform.
Diese verbundenen Innen- und Außenräume sind der eigentliche Wohnbereich: In allen Jahreszeiten optisch und atmosphärisch - in den warmen Jahreszeiten auch physisch.